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Aparecidos: Palito Bombón Helado (Review)

Artist:

Aparecidos

Aparecidos: Palito Bombón Helado
Album:

Palito Bombón Helado

Medium: CD
Stil:

Latin / Progressive / Instrumental

Label: AltrOck / Just For Kicks
Spieldauer: 39:42
Erschienen: 14.12.2012
Website: [Link]

„Palito, Bombon, Helado!“ Was sagt uns ein Instrumentalalbum, das nach dem Lockruf argentinischer Straßeneisverkäufer benannt ist? Vielleicht möchte es Urlaubsflair erzeugen, ein Stück Landeskultur mit dem Rest der Welt teilen, Sorglosigkeit heraufbeschwören.
Was aber sagt es uns nun, dass diese mit Sonnenbrille, Hawaiihemd und tropischem Früchtehut garnierte Präsentation ausgerechnet vom Avantgarde-Label AltrOck herrührt? Offenbar soll das Progpferd mal ganz von hinten aufgezäumt werden, von dort, wo es nun wirklich niemand erwarten würde: Von der Sonnenbank am Strand von Buenos Aires aus nämlich.

Hinter den APARECIDOS verbergen sich die Moreno-Brüder aus Argentinien, die 2001 nach Italien ausgewandert sind und dort 2009 ihr erstes Album aufgenommen haben. Auf „Palito, Bombon, Helado“ musiziert ein insgesamt sechsköpfiges Ensemble, das seinen facettenreichen Bestand an Instrumenten durchaus zu bedienen weiß: An jeder Ecke klimpert es vorzüglich akustisch im locker-leichten Gewand; obwohl es sich im Opener „Tanto Gontio Saremo“ kurzzeitig verdüstert, kann von Regenwolken nie die Rede sein. Samba-Rhythmen lassen die Hüften kreisen und es steigt der Drang, etliche Klangkörper in greifbarer Nähe einfach in die Hände zu nehmen und zu schauen, was sich aus ihnen herausholen lässt.

Die Komponisten Christophe Héral und Billy Martin haben vor zwei Jahren für das Videospiel „Rayman Origins“ eine ähnliche, wenngleich spürbar kreativere Klangwelt erschaffen. Abgeglichen mit den leichtfüßigen Jump-n-Run-Welten aus Eis, Feuer und Tropen wurden hier exotische Instrumente wie Kazoo, Digeridoo und Marimba zum Sinnbild für vollkommene physikalische Freiheit, gleichwohl für die Abstinenz von inhaltlicher Tiefe; „Rayman Origins“ war spieltechnisch ein Erlebnis, mit Nonsens verzapfenden, quäkenden Charakteren aber kaum substanzhaltiger als die Teletubbies; der Soundtrack passte sich den Vorgaben geschickt an.

So geht es leider auch dem Album in zartem Babyblau: Unbestritten sind die Kompetenzen der Musiker, doch was sie bei all ihren Fingerfertigkeiten erschaffen haben, als sich das Gesamtwerk nach Ablauf des letzten der acht Stücke erschließt, geht in Sachen Komplexität kaum über Fahrstuhlmusik hinaus. Sicher mögen klassische Rhythmusstrukturen mit dem Verständnis des Jazz gebrochen werden, am Ende der kurzen Irrfahrt trifft man sich aber doch wieder recht schnell auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner; der dicke Urlauber wird in seiner Matratze nicht einmal einen Furz gelassen haben, um eventuelle Avantgardismen gebührend zu quittieren; er wird sie schlichtweg nicht bemerken und sich weiter darüber freuen, dass ihm die „Seis Gauchos“ auch noch den perfekten Soundtrack zu seinem Tangotraum spendieren. Diese wiederum werden sich ärgern, dass man ihre Kniffe nicht wahrnimmt und sie als Künstler der akustischen Gitarre verkennt.

FAZIT: Lässt sich prima zur nächsten Tropenparty mit Stieleis und Piñata als Hintergrundberieselung einsetzen. Was Altrock darüber hinaus in APARECIDOS sehen mag, lässt sich zwar erahnen, aber nicht nachfühlen.

Sascha Ganser (Info) (Review 4230x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 7 von 15 Punkten [?]
7 Punkte
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Tracklist:
  • Tanto Gontio Saremo
  • La Cumbia Inglés
  • Zamba Del Chaparrón
  • Camino A Dos Rius
  • Saracinesca
  • Amuleto
  • Impro
  • Peperina En El Sematoro

Besetzung:

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